Chronische Wunden
Unter chronischen Wunden versteht man Wunden, die trotz adäquater Behandlung nicht innerhalb von 6 Wochen abgeheilt sind.
In der überwiegenden Zahl der Fälle liegt eine Erkrankung der Gefäße, also der Venen und/oder Arterien zugrunde. Chronische Wunden sind für die Betroffenen und ihre Angehörigen eine hohe Belastung aufgrund von Schmerzen, Mobilitätseinschränkung, Geruchsbelästigung und Beeinträchtigung des sozialen Lebens. Sie schränken die Lebensqualität spürbar ein.
Um eine vollständige Wundheilung zu erreichen, ist die Behandlung der Ursache von entscheidender Bedeutung. Daher muss bei chronischen Wunden abgeklärt werden, ob eine Gefäßerkrankung zugrunde liegt, je früher das geschieht, umso besser! Monate- oder gar jahrelange erfolglose Wundbehandlungen sind bei frühzeitiger Ursachenabklärung und Kausaltherapie meist vermeidbar!
Symptom einer Erkrankung
Meist ist die Wunde lediglich das sichtbare Symptom der zugrundeliegenden Erkrankung. Über 70% aller chronischen Wunden sind durch eine Gefäßerkrankung verursacht.
Bei Venenschwächen lagern sich Blutbestandteile im Gewebe ab. Am Ende kommt es zu einer verminderten Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Haut, so dass dort eine Wunde entsteht.
Bei einer arteriellen Durchblutungsstörung wird das Gewebe und also auch die Haut nicht ausreichend mit Sauerstoff- und Nährstoffen versorgt. Ursache ist meist die Arteriosklerose (also eine Verkalkung der Schlagadern), die Engstellen oder auch Gefäßverschlüsse entstehen lässt.
Das diabetische Fußsyndrom ist eine Spätfolge einer häufig bereits jahrelang bestehenden, nicht bzw. nicht ausreichend behandelten Blutzuckerkrankheit (Diabetes mellitus). Hierdurch kommt es zu Fehlstellungen des Fußskeletts, Fehlbelastungen und Druckbelastungen bei gleichzeitigem Verlust des Schmerzempfindens. Kleine Verletzungen, z.B. im Rahmen fehlerhafter Fußpflege, können so zu Wunden führen, die lange unbemerkt bleiben. Kommt es - bei häufig zusätzlich verminderter Durchblutung - noch zu einer Infektion, wird es schnell kritisch: Es droht die Amputation.
Diagnostik und Behandlung
Ohne Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung heilen chronische Wunden nicht. Da in den meisten Fällen eine Gefäßerkrankung ursächlich ist, muss jede nicht heilende Wunde baldmöglichst einem Gefäßspezialisten oder eine Gefäßsprezialistin vorgestellt werden. Alle Betroffenen mit einer chronischen Wunde sollten auf das Vorliegen einer arteriellen Durchblutungsstörung oder das Vorliegen einer Venenschwäche untersucht werden.
In den meisten Fällen reicht hierzu eine schmerzlose Untersuchung des Gefäßsystems mittels Ultraschall aus. Sollte sich der Verdacht auf eine Gefäßerkrankung erhärten, sind meist weitere Untersuchungen, z.B. eine Kernspinangiographie oder eine Angiographie notwendig.
Bei arteriellen Durchblutungsstörungen muss eine Verbesserung der Durchblutung erreicht werden. Dies lässt sich in vielen Fällen durch schonende, sogenannte endovaskuläre Eingriffe erzielen. Dabei können verengte Gefäße aufgedehnt oder mit Stents versorgt werden. Diese Eingriffe können meist in lokaler Betäubung durchgeführt werden, so dass auch ältere Menschen schonend behandelt werden können.
Nachbehandlung
Neben der Ursachenbehandlung ist auch eine stadiengerechte und leitlinienkonforme Lokaltherapie notwendig, um die Wundheilung zu gewährleisten. Moderne Verbandsmittel schaffen ein für die Wundheilung optimales Wundmilieu und müssen meist nicht täglich gewechselt werden.
Welche Lokaltherapie die für Sie geeignete ist, entscheidet die Gefäßspezialist*innen gemeinsam mit speziell ausgebildeten Wundmanager*innen.
Ihr/e behandelnde/r Gefäßchirurg/in kann bietet Ihnen alles aus einer Hand: Diagnostik und Therapie einschließlich aller verfügbaren operativen und endovaskulären Behandlungsmethoden und wird Sie gern ausführlich über die gegebenenfalls erforderliche Behandlung beraten.